EFH über Verkehrswert verkaufen – Finanzierung für Käufer?
Hallo zusammen,
ich möchte ein Einfamilienhaus in einer gefragten Gegend verkaufen. Zuerst habe ich einen Makler angesprochen. Dieser war allerdings nur bereit, das Haus zu einem sehr niedrigen Preis zu inserieren, daher habe ich abgelehnt. Klar – denn ihm ist ein schneller Verkauf wohl wichtiger, als ein paar Euro Provision.
Als nächstes habe ich mir einen Gutachter ins Haus geholt, um es bewerten zu lassen. Der Gutachter hat ebenfalls einen sehr niedrigen Preis ermittelt. Diesen nennt er „Verkehrswert“, wobei für das Grundstück ein Bodenwert und für das Haus ein Sachwert angegeben ist.
Aus diversen Internetrecherchen habe ich gelesen, dass der „Verkehrswert“ eigentlich ohne Aussagekraft ist, da in den heute üblichen, stark angespannten Märkten eine viel höhere Zahlungsbereitschaft besteht.
Außerdem werden bestimmte Vorzüge des Hauses in dem Gutachten gar nicht berücksichtigt. Lt. Gutachter geht das nicht, denn die „Sachwertrichtlinie“ sehe angeblich keinen Bonus für diese Aspekte vor. Dazu zähle ich:
- Schöne Aussicht von der Terrasse
- Tatsache, dass in der Siedlung nur äußerst selten überhaupt freistehende EFH verkauft werden
- Ruhige Lage (angeblich haben Grundstücke direkt an der Hauptstraße den gleichen Bodenrichtwert wie meines, dass weiter hinten in der Siedlung ist)
- Bodenrichtwert ist von 2020. Das stark gestiegene Interesse an Häusern mit Garten kam mit Corona und ist darin noch nicht berücksichtigt
- interessante Architektur (keine Standardform)
Daher habe ich das Haus also knapp zu dem Preis inseriert, den ich mir vorgestellt habe (ca. 80% über dem angeblichen Verkehrswert).
Und gleich am ersten Tag habe ich 8 Anfragen bekommen. Und auch bei den Besichtigungen hat sich niemand über den Preis beschwert: So falsch kann er also nicht sein.
Eine der ersten Familien hat sich gleich in das Haus verliebt und Gespräche mit ihrer Bank aufgenommen. Zwei Wochen später kamen die mit einem Banker vorbei, der nur am Haus rumgenörgelt hat. Er dachte wohl, die Interessenten hätten sich mit mir noch nicht auf einen Preis geeinigt und er wollte ihnen beim Verhandeln helfen (das stimmt aber nicht – wir waren uns längst einig). Wieder eine Woche später hieß es dann, die Familie (trotz Doppelverdiener und 15% Eigenkapital) bekämen keine Finanzierung, weil die Bank den „Beleihungswert“ viel niedriger einschätzt. Mist – aber nun, dachte ich mir, vielleicht stehen die Leute doch nicht so solide da, wie sie sich darstellten..
Allerdings hat sich die gesamte Geschichte ein paar Wochen später mit anderen Interessenten wiederholt, lediglich mit dem Unterschied, dass die Bank das Haus nur von ihrem Schreibtisch aus „bewertet“ hat.
Nun frage ich mich: Wenn es doch (sogar mehrere) Interessenten gibt, die das Haus zu einem bestimmten Preis kaufen wollen, warum wird das dann nicht finanziert? Welchen Sinn hat dieser Verkehrswert?
Danke euch,
der TE